MQ JAHRESRÜCKBLICK 2009

20. Bat For Lashes – Two Suns

Natasha Khans Œuvre erscheint fast konventionell im Angesicht der Neuerungen Coco Rosies, Joana Newsoms und anderer, ähnlicher neo-femininer Exotik. Nicht auszudenken, in welche Himmel sie gelobt würde, gäbe es Björk nicht. Aber wir lassen uns nicht einnehmen von den Zeitläuften und schreien nicht nach unsteigerbarer Ausgeflipptheit, sondern ordnen das zweite Album Bat For Lashes’, das nach dem so sagenhaften Debüt immensen Erwartungsdruck unterlag […]

19. The Whitest Boy Alive – Rules

faz.net:

Wenn es gegenüber den anderen Musikern der Berliner Band The Whitest Boy Alive nicht so ungerecht wäre, müsste man eigentlich einen ganzen Artikel allein der Stimme ihres Sängers Erlend Øye widmen. Sie ist auf so wunderbare Weise unprätentiös und unausgebildet, will auch nicht nach irgendwelchen Vorbildern klingen, so dass sie gerade dadurch […]

18. Soulsavers – Broken

titel-magazin.de:

Es ist immer wieder großartig, wenn so etwas passiert: man hört einen Song, der einen in derselben Sekunde, in der er zum Refrain anhebt, schon gefangen hat. So zuletzt passiert mit „Unbalanced Pieces“, dem Dubhop-Meisterwerk aus dem neuen Soulsavers-Album „Broken“. Die Soulsavers Rich Machin und Ian Glover hatten schon mit ihrem letzten Album „It’s Not How Far You Fall, It’s The Way You Land“ aus dem Jahr 2007 den richtigen Griff getan, als sie den Ex-Screaming-Tree […]

17. Gossip – Music For Men

Pop goes the world. Diese Erkenntnis hätte nicht bloß Name eines Songs, sondern auch gleich der programmatische Albumtitel werden können. Stattdessen ist es „Music For Men“ geworden; beides sind zutreffende Einordnungen der sprachlichen Umschreibung der Musik Gossips im Jahre 2009.
Rick Rubin als Produzent, es ist kaum noch eine Erwähnung wert, sondern fast schon gegebenes Faktum […]

16. Iggy Pop – Preliminaires

tip-berlin.de:

Iggy auf Französisch? Mit einer Version des Standards „Les Feuilles Mortes“ für die Soirée? Excusez-moi? Puristen, die ver­­gangenen Sommer mal wieder erlebt haben, wie vorzüglich sich dieser nimmermüde Veitstänzer an der Seite der Stooges auszutoben vermag, werden empört sein. So etwas ziemt sich nicht, schon gar nicht für eine Punk-Legende […]

15. Fagget Fairys – Feed The Horse

intro.de:

„We got the tits to make you gay“, schreit es von der MySpace-Seite der Fagget Fairys. Was für eine Ansage!

Dass sich Minderheiten derjenigen Schimpfwörter annehmen, die sie tagtäglich auf der Straße an den Latz geknallt bekommen, und diese positiv umdeuten, ist nicht sonderlich neu. Der Name des Duos stellt eine Variation auf wohl zwei der gängigsten […]

14. Sonic Youth – The Eternal

musikexpress.de:

Das (mindestens) 15. Album der New Yorker Noise- Rocker Sonic Youth zeichnet jede Phase der Band- entwicklung nach – und ein bisschen mehr. THE ETERNAL ist ein Meisterwerk.

Ausdauer in Rock ist schon lange kein Privileg mehr […]

13. Jamie T – Kings & Queens

rollingstone.de:

„When there’s no one left to fight, boys like us don’t shine so bright.“ Wegen solcher Zeilen muss man Jamie T einfach lieben. Auch auf dem Nachfolger seines bemerkenswerten Debüt „Panic Prevention“ kann der 23-Jährige aus Wimbleton einfach nicht die Schnauze halten. Und das ist gut so. Weil Jamie T ganz genau weiß, wie viel Milliliter Bier ein Leben lebenswert machen […]

12. The Raveonnetes – In And Out Of Control

Die Konzeption der Raveonettes ist pure Ambivalenz. Entsprechend divers fällt die Bewertung ihres Schaffens aus. Entsprechend schwierig tun sich insbesondere Rezensenten damit sie wirklich zu mögen. Zuckersüße Pop-Melodien gepaart mit antiquierter Düsternis; überdehnbar simplifizierte Lyrics und feinste 60’s-Gitarren-Arbeit; überflutetes Verstärker-Feedback mit derber Noise-Wand, Hand in Hand mit zart gesetzten Noten der verträumten Belang- und Harmlosigkeit eines Teenagers. Zuviel für die meisten.

Der seltsame Garagen-Rock der Raveonettes […]

11. Arctic Monkeys – Humbug

abendblatt.de:

Sie begannen als Shootingstars des Postpunk-Stils. Jetzt klingt die Band um den Briten Alex Turner erdenschwer, dunkler und grundsätzlicher.

Die Haare des Alex Turner sind länger geworden, sie liegen jetzt fast auf seinen Schultern […]

10. The Dead Weather – Horehound

kulturzeitschrift.at:

Ach, er hat einfach ein goldenes Händchen, unser guter Jack White. Neben den White Stripes und den Raconteurs hat er sich jetzt auch noch Dead Weather zugelegt und diese wiederum mit „Horehound“ einen sensationellen Debuterfolg […]

09. Scott Matthew – There Is An Ocean That Devides…

intro.de:

Na, das ist doch mal ein prätentiöser Titel! Aber Scott Matthew, der durch seinen versponnenen Beitrag zum Soundtrack von John Cameron Mitchells queery „Shortbus“ 2006 auf sich aufmerksam machte, verzeiht man ja gerne.

Hier ist seine zweite Platte, und sie setzt genau dort an, wo „Amputee“ 2007 endete: Zerrissenheit und Weltschmerz und eine der schönsten Stimmen der Welt […]

08. Yeah Yeah Yeahs – It’s Blitz!

Das ambitionierteste, reflektierteste, epischste Werk ihrer Karriere legen die Yeah Yeah Yeahs mit „It’s Blitz“ vor. Unverständnis und Abkehr in teilen ihrer Anhängerschaft mit inbegriffen, bedarf die Erfassung ihrer neuen Ästhetik doch einiger unvoreiliger Hördurchgänge.

Popiger, waviger, das nervige, schubladenhafte Prädikat Art- oder Disco-Punks an allen stellen kaschierend […]

07. Dead Man’s Bones – Same

Eine wundervolle Spätjahresüberraschung. Der aus dem Kritiker- aber nicht Publikumserfolg „Half Nelson“ bekannte kanadische Schauspieler Ryan Gosling und sein amerikanischer Berufskollege Zach Shields lernen sich 2005 in Toronto kennen und verfolgen bald darauf den Plan ein Grusel-, Geister- und Spuktheaterstück zu inszenieren […]

06. Kasabian – West Ryder Pauper Lunatic Asylum

Songwriterwechsel verändern Bands des häufigeren schwerwiegend, man denke nur an vergangene und heutige Sounds Hot Hot Heats oder der Zutons. So durfte man berechtigter Weise gespannt sein auf das dritte Album Kasabians nach dem Weggang Christopher Karloffs 2006 und der daraus resultierenden Alleinherrschaft Sergio Pizzornos beim Stücke schreiben.

Eine Neuerfindung ist es nicht geworden, aber die ohnehin schon als andersartig gebrandmarkten Brit-Rocker […]

05. Peaches – I Feel Cream

Es gibt Zeitgeistentwicklungen die wichtiger sind als andere. Die Benennungs- und Bekennungsarbeit muss hierbei der Journalismus leisten. Die tatsächliche Selbstbefreiung der Sexualität der Frau durch Bruch immer noch allgemein gültiger Benimmregeln etwa. So ist der literarisch mäßige, aber gesellschaftlich überbordend notwendige Tabubrecher „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche, der eine radikale Abkehr der Schönheits- und Sauberkeitszwänge die nur für Frauen nicht aber für Männer gelten postuliert, bisheriger Kulminationspunkt dieser Thematik hierzulande. Doch hat die Rebellion gegen einen im Grunde patriarchalischen Habitus, welcher von Frauen „das Verstecken der eigenen Kreatürlichkeit verlangt – und damit Schweiß und fleckige Unterhosen für Männer reserviert“, wie Ines Kappert in der TAZ schrieb, eine weit längere Vorgeschichte, als die Diskussionsforen zu „Feuchtgebiete“ erahnen mögen.

Schon zur Jahrtausendwende schockierte die aus Toronto ins Berliner Möglichkeitsexil geflüchtete […]

04. Elvis Perkins – In Dearland

Na nu? Als Trauerkloß war er doch mit seinem ersten Album etabliert. Jener zweite Sohn des Schauspielers Anthony Perkins, der mit seiner Rolle als Norman Bates in Hitchcocks „Psycho“ Weltruhm erlangte und 1992 völlig überraschend an einer zeitlebens – außer vor der Ehefrau – verheimlichten Aidserkrankung starb; Elvis Perkins war 16, der Tag ein 12. September. Und jener zweite Sohn, überdies, der Fotografin und Schauspielerin Berry Berenson, welche neun Jahre später, am 11. September 2001, ein Flugzeug in Boston bestieg und ihr Ende beim Einschlag der American-Airlines-Maschine in den ersten der beiden Twin Towers zu Manhattan fand.

„Ash Wednesday’s“ schwebend-perplexe, zweigeteilte Trauerarbeit mit Songs vor und Songs nach dem Tode der Mutter ließ aufhorchen, doch erzeugt Perkins weiterreichende Verwunderung nun mit seinem Nachfolgewerk.Von wegen Zieh-dich-warm-an Thom York: Elvis Perkins entdeckt die heimliche Freude, die stillen Sonnenstrahlen, die melancholische Seligkeit auf „In Dearland“ […]

03. The XX – Same

Ein Versuch authentischer, bejahenswerter Nivellierung all dessen was in unserer derzeitigen popkulturellen Konsumwelt Usus geworden ist, bricht über uns herein. Keine Bedienung einer modischen Welle, kein bestimmter Look, keine bestimmte Hose, kein gottverdammter Bandname und kein metaphorisch aufgeladener Albumtitel. The XX aus der neben New York musikalisch vielfältigsten Metropole dieser Tage, London, überraschen mit einem der erstaunlichsten Releases des Jahres. Und wie bei der Black Box Revelation zu Beginn desselbigen sind es unerfahrene 19- und 20-Jährige die den Weg in die Zukunft weisen mittels ungenierten Rückbezugs auf Vergangenes.

Diese blutjunge Band um Sängerin Romy Madley und Gitarrist Oliver Slim entwickelt mit spielerischer Leichtigkeit einen entspannten, atmosphärisch dichten Klangteppich, der die Melancholie The Cure’s und anderer 80er-Depressiva in ein neues Zeitalter hebt. Unendlich zurückgezogen und faszinierend eindringlich wirken ihre Songs, vorgetragen in durchweg flüsterndem Gesang Madleys und Sims […]

02. The Black Box Revelation – Set Your Head On Fire

br-online.de:

Los geht’s mit einer gewagten These: Rockmusik gibt es in zwei wesentlichen Versionen. Erstens: Die, die sich auf den Blues bezieht. Zweitens: Die, die sich nicht auf den Blues bezieht.

Animal Collective, Whitest Boy Alive, Franz Ferdinand, LCD Soundsystem …

Das alles sind Bands, die – so unterschiedlich sie sind – mit dem Blues nichts zu tun haben. Sie beziehen sich auf Disco, Britpop, Elektro, Avantgarde, Punk, Funk und you name it.  Deswegen nennt man sie Indie-Bands. Denn ihre Unabhängigkeit besteht nicht nur im Vertriebsweg, sondern auch in der Loslösung von den Wurzeln des Rock and Roll, in der Loslösung vom Blues […]

01. Them Crooked Vultures – Same

Start-Ziel-Sieg für die „Supergroup des Jahres“ (sic!). Obwohl die OMG!-Attitüden der weltweiten Blogosphäre ja gerade zu Skepsis nötigten und die litaneiartige Betonung von uns Medien des Status „SUPERGROUP“ viele Mode- und Hype-Resistente, echte Musikliebhaber verschreckte und noch verschrecken, alle unreflektierenden Massengeschmäckler, die auf den Megafestivals zwischen Metallica und Radiohead wenig unterscheiden, aber wie Schmeißfliegen anziehen wird.

Da findet sich nun der zur Legende gewordene Led Zeppelin-Bassist John Paul Jones zusammen mit dem langjährigsten Nirvana-Drummer, der heute eine immer langweiliger werdende Combo namens Foo Fighters sein eigen nennt, Dave Grohl also, ein, um mit Queens Of The Stone Age-Frontmann Josh Homme ein Bandprojekt zu gründen […]

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